Gotthold Ephraim Lessing
Sein Gedicht
Der Tod
Originalzitat des Gedichtes
Gestern, Brüder, könnt ihr's glauben?
Gestern bei dem Saft der Trauben,
(Bildet euch mein Schrecken ein!)
Kam der Tod zu mir herein.
Drohend schwang er seine Hippe,
Drohend sprach das Furchtgerippe:
Fort, du teurer Bacchusknecht!
Fort, du hast genug gezecht!
Lieber Tod, sprach ich mit Tränen,
Solltest du nach mir dich sehnen?
Sieh, da stehet Wein für dich!
Lieber Tod, verschone mich!
Lächelnd greift er nach dem Glase;
Lächelnd macht er's auf der Base,
Auf der Pest, Gesundheit leer;
Lächelnd setzt er's wieder her.
Fröhlich glaub ich mich befreiet,
Als er schnell sein Drohn erneuet.
Dieses Glas voll Rebensaft,
Tod, auf gute Brüderschaft!
Ewig muß ich also leben,
Ewig! denn, beim Gott der Reben!
Ewig soll mich Lieb' und Wein,
Ewig Wein und Lieb' erfreu'n!
Wann entstand das Gedicht "Der Tod"?
Das Gedicht "Der Tod" wurde von Gotthold Ephraim Lessing im Jahr 1751 veröffentlicht. Es gehört zur anakreontischen Dichtung, die sich durch Leichtigkeit und Themen wie Liebe, Wein und Lebensfreude auszeichnet. :contentReference[oaicite:0]{index=0}
Worum geht es in dem Gedicht?
In "Der Tod" schildert Lessing eine humorvolle Begegnung mit dem personifizierten Tod. Der Sprecher, ein Liebhaber des Weins, überredet den Tod, mit ihm zu trinken, wodurch er dem Tod entkommt und ewige Freude in Liebe und Wein findet.
Inhalt / Handlung des Gedichts
Der Erzähler berichtet, wie der Tod während eines Weingelages erscheint und ihn auffordert, das Leben zu verlassen. Durch geschicktes Überreden bringt der Erzähler den Tod dazu, mit ihm Wein zu trinken. Der Tod akzeptiert, und durch diesen Trick gewinnt der Erzähler mehr Lebenszeit, um weiterhin Wein und Liebe zu genießen.
Interpretation
Lessing nutzt in diesem Gedicht Humor und Ironie, um die Angst vor dem Tod zu entmystifizieren. Die Darstellung des Todes als trinkbaren Gefährten zeigt eine spielerische Haltung gegenüber dem ernsten Thema der Sterblichkeit und betont die Bedeutung von Lebensfreude und Genuss.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen und folgt dem Kreuzreim (abab). Lessing verwendet personifizierte Darstellungen (z. B. der Tod als Gast), Ironie und lebendige Dialoge, um die Thematik aufzulockern und eine humorvolle Atmosphäre zu schaffen.