Gotthold Ephraim Lessing
Seine Fabel
Die Biene
Originalzitat der Fabel
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Eine Biene, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und stach.
Wann entstand die Fabel "Die Biene"?
Die Fabel "Die Biene" wurde etwa um 1771 von Gotthold Ephraim Lessing verfasst und zählt zu seinen lehrreichen Werken, die auf eine kritische Betrachtung menschlicher Charakterzüge abzielen.
Worum geht es in der Fabel?
In der Fabel geht es um Amor, der durch den Stich einer Biene eine Lektion über List und Tücke in der Liebe lernt und diese Erkenntnis nutzt, um andere zu verlieben.
Inhalt / Handlung der Fabel
In "Die Biene" wird ein spielerisches und allegorisches Szenario beschrieben, in dem Amor, der römische Gott der Liebe, während seiner Streifzüge durch idyllische Blumenfelder von einer Biene gestochen wird. Dieser Stich erweckt in ihm eine neue List: Er beschließt, sich selbst in eine Biene zu verwandeln. In dieser Gestalt versteckt er sich in Blumen, um junge Mädchen, die Blumen pflücken kommen, zu stechen und in sie das Gefühl der Liebe zu erwecken. Das Gedicht folgt Amor in seinem neuen Unterfangen und zeigt auf humorvolle Weise, wie er seine göttlichen Fähigkeiten nutzt, um die Menschen indirekt zu beeinflussen.
Interpretation
Gotthold Ephraim Lessing nutzt in "Die Biene" die Figur des Amor, um auf eine unterhaltsame Weise tiefere Einsichten in die Natur der Liebe und deren oft hinterlistige Aspekte zu geben. Der Stich der Biene symbolisiert hierbei einen plötzlichen Schmerz oder ein plötzliches Erwachen, das oft mit dem Erleben von Liebe verbunden ist. Amors Reaktion, sich selbst in eine Biene zu verwandeln, spiegelt die Idee wider, dass Liebe oft mit Täuschung und Verstellung einhergeht.
Das Gedicht verdeutlicht, dass Liebe nicht immer nur süß und erfreulich ist, sondern auch stachelige und herausfordernde Seiten haben kann. Lessing stellt Amor als „unerschöpflichen Betrüger“ dar, der ständig nach neuen Wegen sucht, die Herzen der Menschen zu erobern. Diese Darstellung könnte als kritische Reflexion über die manipulative Natur der Liebe interpretiert werden, die oft durch die Brille der Romantik idealisiert wird.
Zusätzlich bietet das Gedicht eine humorvolle Perspektive auf die mythologischen Götter, die trotz ihrer übernatürlichen Kräfte mit allzu menschlichen Problemen und Situationen konfrontiert sind. Lessing verwendet hier traditionelle poetische Mittel, um seine Botschaft in einer zugänglichen und unterhaltenden Form zu vermitteln, was das Gedicht sowohl lehrreich als auch vergnüglich macht.
Reimschema und stilistische Mittel:
Die Fabel verwendet traditionelle Reime und eine bildhafte Sprache, um die Geschichte lebendig und unterhaltsam zu machen.